this post was submitted on 03 Jun 2025
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Aus Finanzierungssicht ist das sicher richtig.
Ich würde mir aber eigentlich wünschen, dass das Zwei-Klassensystem abgeschafft und nach medizinischer Notwendigkeit statt dem Geldbeutel des Patienten priorisiert würde. Bundestagsabgeordnete, Krankenhausmanager, Ärzte und ähnliche Entscheidungeträger (m/w/d) sollten unter möglichst ähnlichen Bedingungen behandelt werden und genauso lange auf Termine warten müssen wie der "Pöbel". Würde mir einen gewissen Erziehungseffekt hin zu einer besseren Gesamtversorgung für alle erhoffen.
Ich würde bestreiten, dass diese Priorisierung, in welchem Ausmaß auch immer, sonderlich viel mit Kassenstrukturen zu tun hat und dementsprechend auch nicht über Kassenstrukturen gelöst werden kann. Vertrags(zahn)ärzt:innen zum Beispiel können bereits jetzt qua Vertrag - der ihnen den Zugang zu Kassenpatient:innen ja erst ermöglicht - nicht wirklich viel wählen, aussuchen oder sortieren. Ob dann irgendwo die Zulassung ein bisschen mehr ausgereizt wird als anderswo und z.B. nur Neupatient:innen aufgenommen werden, die sich auch zwei mal im Jahr eine professionelle Zahnreinigung aufschwatzen lassen, ist bestenfalls eine (miese) individuelle Entscheidung der Z-Praxis und ein Versagen der entsprechenden KZV, hat aber eben nichts mit den Kassen zu tun.
Wenn man nun natürlich alle Privatleistungen erschöpfend in die Regelleistungskataloge der GKVen aufnehmen würde, hätte sich das auch erledigt, aber da sind wir dann auch wieder fern von "medizinischer Notwendigkeit" (und der gba würde implodieren 😁).
Zu Zahnärzten speziell kann ich jetzt nicht viel sagen, aber allgemein Facharzttermine haben hier als Kassenpatient oft Wartezeiten von mehreren Monaten, auch wenn man kein neuer Patient ist. Für Hautkrebsvorsorge, Orthopädie, HNO-Untersuchung, Radiologie etc. wartet man hier oft so lange, dass die Symptome schon völlig andere sind (im besten Fall von alleine weg, im schlechtesten deutlich verschlimmert). Als Privatpatient kann man dagegen oft in denselben Praxen am selben Tag oder zumindest in derselben Woche vorbeikommen. Viele Ärzte zudem auch reine Privatpraxen, wo man als GKV-Patient nur als Selbstzahler untersucht wird. Kann man auch schön sehen, wenn man mal online nach einem freien Termin über Doctolib sucht. Da wird aus "morgen" schnell mal September, wenn man auf Kasse umstellt.
Ich kenne mich mit dem Rechtsrahmen da nicht aus, aber ich wäre angesichts der Verbreitung dieser Vergabepraxis schon sehr überrascht, wenn das nicht erlaubt sei.
Ist es nicht - an der medizinischen und zahnmedizinischen Regelversorgung Teilnehmende haben gesetzlich Versicherten ein festes wöchentliches Sprechzeitenpensum einzuräumen - sollte in den entsprechenden Bundesmantelverträgen drinstehen. Wer sich da sträubt oder sortiert, wendet sich auf dem Papier bereits jetzt gegen den Willen von Gesetzgeber, gba und K(Z)Ven - oder hat, wie du erwähnt hast möglicherweise gar keine Zulassung (und damit keine Verpflichtungen gesetzlich Versicherten gegenüber) und ist gänzlich privat tätig. Ersteres ist leider schwer zu verfolgen, letzteres ist nicht zu verhindern - jenseits der Zwangsverbeamtung aller Medizinberufe - sicherlich auch eine spannende Denkrichtung, aber hat auch wieder nichts mit der PKV zu tun.
Und gerade das Beispiel von Selbstzahlenden sollte denke ich sichtbar machen, dass eine Mehrklassengesellschaft im Medizinwesen einfach immer nur der Spiegel einer sozioökonomischen Mehrklassengesellschaft ist, oder nicht? Da würde es dann in einer Post-PKV-Gesellschaft einfach mehr Selbstzahlende geben, denen das GKV-"ausreichend, zweckmäßig und wirtschaftlich" aus dem SGB V missfällt.
Und weil alles immer komplizierter ist, als man am Anfang annimmt, gebe ich noch zu bedenken:
Das waren jetzt sehr viele Worte nur um zu sagen: 1. Universell verpflichtende GKV und Abschaffung der Beitragsbemessungsgrenze wären super, um die Finanzierung der Gesundheitsversorgung fairer zu machen, mehr Geld in die GKV zu spülen und vielleicht auch damit den Leistungskatalog ordentlich zu erweitern. 2. Ich würde einer PKV nicht hinterherweinen, aber dass eine entsprechende Abschaffung irendetwas am Mehrklassensystem rüttelt oder sogar Wartezeiten auf Termine reduziert, halte ich für sehr sehr sehr unrealistisch, da man eigentlich gegen adverse Wirtschaftsstrukturen, unangemessene Erwartungen von Patient:innen, die Einkommensschere und den demographischen Wandel anrennt.