Die baden-württembergische Polizei ist offenbar mit dem Versuch gescheitert, ein bei einer Razzia beschlagnahmtes Macbook Pro zu knacken. Weil es nicht gelungen sei, an die verschlüsselten Daten heranzukommen, habe das Landeskriminalamt das Gerät nach rund acht Wochen wieder zurückgegeben, berichtete die betroffene Besitzerin auf Netzpolitik.org. Die Polizei glaubt, dass sie die verbotene Vereinigung Linksunten.indymedia unterstützt.
Der Frau, die sich in dem Beitrag Nicola nennt, und vier weiteren Personen wird vorgeworfen, gemeinschaftlich ein vollständiges Archiv der Vereinigung im Internet veröffentlicht zu haben. Deshalb durchsuchten Polizeibeamte Anfang August 2023 in Freiburg die Wohnungen der Beschuldigten und beschlagnahmten Computer, Handys, Tablets und Speichermedien. Laut Nicola wurden 180 Asservate mitgenommen.
Entschlüsselung per Brute Force geplant
Dazu gehörte auch ein Macbook Pro mit Apples Siliconprozessor im ausgeschalteten Zustand. Da die Beschuldigten die Passwörter nicht herausgaben, war es der Polizei nicht möglich, die Daten von rund 40 Asservaten zu kopieren. "Sollten wir uns weigern, die Passwörter herauszugeben, drohte das LKA mit Kontaktaufnahme zu unseren Arbeitgeber:innen. Am nächsten Tag wurde einem ebenfalls beschuldigten Kollegen und mir gekündigt, wir waren beide in der Probezeit", schreibt Nicola.
Schließlich drohte das LKA laut Nicola damit, die internen SSD-Festplatten auszubauen und die Geräte damit zu zerstören: "Denn die Polizei wollte unbedingt eine Kopie der Daten, um diese anschließend per Brute Force zu entschlüsseln". Der Anwalt habe daraufhin der Polizei einen Link zu einer Apple-Seite geschickt, die die Funktion des Filevault erläutert. Dort schreibt das Unternehmen: "Ohne gültige Anmeldeinformationen oder einen kryptografischen Wiederherstellungsschlüssel bleibt das interne APFS-Volume verschlüsselt und vor unbefugtem Zugriff geschützt, selbst wenn das physische Speichergerät entfernt und an einen anderen Computer angeschlossen wird."
SSD ausbauen bringt nichts
Ebenfalls sei auf die Funktionsweise von Secure Enclave hingewiesen worden. Dieser Koprozessor bewirkt laut Apple, "dass nicht auf die Dateien zugegriffen werden kann, wenn die Speicherchips physisch von einem Gerät in ein anderes verschoben werden". Daher habe das LKA eingesehen, dass der Ausbau der SSD wohl keine erfolgversprechende Ermittlungsmaßnahme darstelle. Während das Macbook zurückgegeben worden sei, lagerten alle anderen beschlagnahmten Geräte weiterhin beim LKA.
Wegen der Verlinkung auf das Internetarchiv durchsuchte die Polizei im Januar 2023 auch die Redaktionsräume des Freiburger Senders Radio Dreyeckland. Die Razzia wurde vom Landgericht Karlsruhe im August 2023 für unzulässig erklärt.
Archiv weiter abrufbar
Der damalige Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) hatte die Internetplattform Linksunten.indymedia.org im August 2017 schließen lassen. Begründet wurde das Vereinsverbot mit "linksextremistischer Hetze" auf der Seite.
Die mutmaßlichen Betreiber wurden von den Behörden als Verein eingestuft, um mithilfe des Vereinsgesetzes gegen die Seite vorgehen zu können. Die damalige Durchsuchung der Räume des autonomen Zentrums KTS in Freiburg wurde vom Verwaltungsgericht Baden-Württemberg später als unzulässig bewertet. Das seit 2017 unveränderte Archiv der Seite ist weiterhin abrufbar.
Lustig, wie sich immer wieder Antikapitalisten selbst großzügig mit DEN Statussymbolen des Kapitalismus ausstatten und dafür (sofern die Hardware nicht geklaut ist) so einem Konzernmoloch wie Apple, das ein Inbegriff des exzessiven, ausbeuterischen Kapitalismus ist, Geld in den Rachen zu werfen. Ich bin überzeugter Kapitalist, aber bei Apple was zu kaufen konnte ich bisher immer gut vermeiden. Klar, die Alternativen sind moralisch oft nicht viel besser, aber haben zumindest den Kunden gegenüber eine anständigere Geschäftspolitik und weniger Herrschsucht. Wie man als links denkender Mensch was von Apple kaufen kann ohne sich sehr schmutzig zu fühlen ist mir schleierhaft. Bigotterie?
Ich bin ein links denkender Mensch.
Ich habe eine Familie zu ernähren. Für meine Arbeit brauche ich Internet. Ich lebe im regionalen Queensland, Australien. Der einzige brauchbare Internetdienst, den ich bei mir zuhause kriegen kann, ist Starlink. Was mach ich'n nu? Mich dreckig fühlen, oder aber nicht arbeiten können?
Was würdest du als 'überzeugter Kapitalist' an meiner Stelle tun?
Was ist falsch an Starlink? Magst du vielleich da eine spezielle Führungskraft nicht? Für mich ist das kein Statussymbol sondern ein Lückenfüller, der für recht solide Preise Internet an Orte bringt, wo es sonst noch nichts gibt. Statussymbol kann meiner Meinung nach nur etwas sein, das man funktional auch anders (billiger, sauberer, moralischer, wasauchimmer) bekommen könnte, aber um sich von der Masse abzuheben in einer sehr speziellen Form für besonders großen Aufwand anschafft. Also plattes Beispiel: Um zwei Leute mit leichtem Alltagsgepäck flexibel und schnell außerhalb von Großstädten von A nach B zu bringen kann man irgendeinen gebrauchten Kleinwagen für deutlich unter 10 k€ verwenden. Wenn man aus den Anwendungsfall ein Statussymbol machen möchte, nimmt man z. B. nen neuen Porsche Carrera oder nen Tesla. Erfüllt seinen Zweck genau so, schmeißt aber allen ins Gesicht dass man ziemlich viel Kohle über hat.
So etwas kann ich bei Internetanbindungen nicht erkennen. Habe jedenfalls noch niemanden damit angeben sehen, dass er/sie besonders viel pro MB bezahlt. Und ich glaube auch nicht, dass irgendjemand, der Glasfaser oder VDSL oder Kabelfernsehen hat, Starlink verwendet um anzugeben.
Also: Schön dass du das erzählt hast, Zusammenhang zum Mac sehe ich da aber bisher nicht.
An Starlink ist ziemlich viel falsch, aber ich habe auch verpasst, dass es dir in Statussymbole ging und nicht um ethisches konsumieren. Damit reden wir dann auch aneinander vorbei. Abgesehen davon ist für mich auch ein MacBook kein Statussymbol, sondern ein Arbeitsgerät, und aus Erfahrung weiß ich, dass gleichwertige Nicht-Mac-Laptops mittlerweile fast genauso viel kosten (und auch nicht wesentlich ethischer produziert werden).